Mutiger Stand, keine Frage. Wie doppelt in der Mitte auseinandergesägt wirkt der Messeauftritt der Berliner Galerie Koch Oberhuber Wolff. Im Großen und Ganzen nämlich ist der Stand eine enge Kinozelle.
Innen kann man Tobias Zielony auf einen Ausflug in den berüchtigten Wohnblock „Le Vele di Scampia“ am Stadtrand von Neapel folgen. Der ruckelige, aus etwa 7000 Einzelbildern zusammengesetzte Film zeigt eine von der Camorra kontrollierte Architektur, düster, nervös, brutal, die wie die Allegorie einer gescheiterten Sozialutopie erscheint. Im Innern des Betonmonsters findet Zielony jedoch Menschen, Jugendliche, beinahe noch Kinder. Sie stehen in den Treppenhäusern herum und warten. Draußen, im Video von Michael E. Smith und auf der anderen Seite der Koje wie des Lebens, darf der Bruder des verstorbenen HipHop-Heroen DJ Screw in Zeitlupe eine Flasche roten Hustensafts ausgießen, der diesem als Modedroge der Südstaatenghettos das Leben gekostet hat. Auf der Tonspur läuft der Sound zum Saft, extrem verlangsamt und zäh. Bei KOW zeigt die Kunst ihre Goldzähne. So ist das, wenn eine Galerie Kunst nicht nur verkauft, sondern sich verpflichtet fühlt, kuratorische Maßstäbe zu setzen. Nämlich gut. DM
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Mutiger Stand, keine Frage. Wie doppelt in der Mitte auseinandergesägt wirkt der Messeauftritt der Berliner Galerie Koch Oberhuber Wolff. Im Großen und Ganzen nämlich ist der Stand eine enge Kinozelle.
Innen kann man Tobias Zielony auf einen Ausflug in den berüchtigten Wohnblock „Le Vele di Scampia“ am Stadtrand von Neapel folgen. Der ruckelige, aus etwa 7000 Einzelbildern zusammengesetzte Film zeigt eine von der Camorra kontrollierte Architektur, düster, nervös, brutal, die wie die Allegorie einer gescheiterten Sozialutopie erscheint. Im Innern des Betonmonsters findet Zielony jedoch Menschen, Jugendliche, beinahe noch Kinder. Sie stehen in den Treppenhäusern herum und warten. Draußen, im Video von Michael E. Smith und auf der anderen Seite der Koje wie des Lebens, darf der Bruder des verstorbenen HipHop-Heroen DJ Screw in Zeitlupe eine Flasche roten Hustensafts ausgießen, der diesem als Modedroge der Südstaatenghettos das Leben gekostet hat. Auf der Tonspur läuft der Sound zum Saft, extrem verlangsamt und zäh. Bei KOW zeigt die Kunst ihre Goldzähne. So ist das, wenn eine Galerie Kunst nicht nur verkauft, sondern sich verpflichtet fühlt, kuratorische Maßstäbe zu setzen. Nämlich gut. DM