Since the early 1980s, Chris Martin's oeuvre has built new bridges across the rift between American and European modernist and postmodernist painting, and his art has been wide open to other cultural influences. Taking up the traditions of German Romanticism and Abstract Expressionism, Martin has drawn inspiration from indigenous, far Eastern, and African-American cultures, especially from soul and funk. He has abandoned notions of imperative purity in Color Field painting and reconciled their aesthetic with the popular culture, street art, and eclecticism of our time.
Seit 35 Jahren hat Chris Martins Werk neue Brücken gebaut zwischen der europäischen und der US-amerikanischen Malerei der Moderne und Postmoderne und hat sie für andere kulturelle Einflüsse weit geöffnet. Anknüpfend an die deutsche Romantik und den abstrakten Expressionismus griff Martin Impulse indigener, fernöstlicher und afroamerikanischer Kulturen auf, insbesondere Soul und Funk, warf Reinheitsgebote des Color Field Painting über Bord und versöhnte dessen erhabene Ästhetik mit der Populärkultur, der Street Art und dem Eklektizismus unserer Tage.
Working against the fantasy of a world founded on and controlled by reason, the Romantics offered the insight that the human spirit’s poetic power paints reality in its own colors. The unconscious and the irrational, the spiritual and the mystical defined a branch of modernism that relativized the Enlightenment, dared to break through the confines of rational knowledge, and doubted the categorical division between subject and object, animate and inanimate. Martin has taken up this idea and given it new twists. He makes art’s transcendental and animist ambitions profane. The presence of landscape, good music and good sex, a starry night and a person’s death, colors and shapes on a surface – all of these are aspects of this painting, and experiences of boundlessness, that we can’t put a finger on and that are yet as tangible as our breakfast every morning: the casual sublime.
Dem Phantasma einer rational begründbaren und kontrollierbaren Welt hielt die Romantik entgegen, dass es vielmehr die Dichtkunst des menschlichen Geistes sei, die sich die Wirklichkeit in ihren eigenen Farben malt. Das Unbewusste und Irrationale, das Spirituelle und Mystische prägten einen Zweig der Moderne, der die Aufklärung relativierte, an der Schwelle rationaler Erkenntnis nicht halt machte und auch die kategorische Trennung zwischen Subjekt und Objekt, beseelter und unbeseelter Welt bezweifelte. Chris Martin steht in dieser Linie und hat ihr neue Wendungen gegeben. Er hat transzendentale und animistische Ambitionen der Kunst prophanisiert: Die Präsenz einer Landschaft, gute Musik und guter Sex, der nächtliche Sternenhimmel und der Tod eines Menschen, Farben und Formen auf einer Fläche. Alles Aspekte dieser Malerei und Erfahrungen der Entgrenzung, alles Dinge die wir nicht fassen können und die trotzdem so greifbar sind wie das tägliche Frühstück: the casual sublime.
“Once you realize if you can’t do the right thing, you can’t do the wrong thing, either"
“Hat man erst einmal festgestellt, dass es keinen Weg gibt, etwas richtig zu machen, kann man auch nichts falsch machen"
Chris Martin strips a classic category of Western aesthetics, the sublime, of all idealization, pathos, and exclusivity. Martin’s work emerges from an awareness of the evanescence of all definite form, the vanity of material existence, and man’s profound connectedness to others, to nature, and to that which binds and transcends both. The universe? Martin puts what we are and think, what we see and do into an overriding structural form. His holistic, integrating perspective does not hew to the physically real; it is also free from assumptions, and jettisons every belief system. Nothing is sacred. It conducts a dialogue with the material and sees its intellectual and emotional transformation from one moment to the next. Beyond reason it continues, avoiding metaphysical and esoteric ghettoes and situating the perception of the immeasurable and incomprehensible within the ordinary world.
The more this work matures, the more open and free it becomes. The ephemeral moment, the moment of existence on the brink of death, seems to be Martin’s point of departure – while his punchline consists in affirming the ephemeral rather than fighting it. He sticks to nothing. Not to styles, not to genres, not to the physical and its meaning. Especially in the pictures of the past few years, which our exhibition brings together, there’s a strong sense of equanimity. “Once you realize if you can’t do the right thing, you can’t do the wrong thing, either,” Martin once said in a conversation with curator Elodie Evers. The result is undogmatic painting that opens rather than closes down; which does not judge, but rather remains in the flow of the river, carried along by acceptance. If you treasure such a perception in art as well as life, then Chris Martin’s work is for you.
Text: Alexander Koch / Translation: Gerrit Jackson / Editing: Kimberly Bradley / Photos: Alexander Koch
Martin nimmt dem Erhabenen – einer klassische Kategorie abendländischer Ästhetik – die Überhöhung, das Pathos, die Exklusivität. Seine Arbeit entsteht aus einem Bewusstsein für die Nichtigkeit materieller Werte, für die Flüchtigkeit aller Gestalt und für die Verbundenheit eines Menschen mit einem anderen, mit der Natur und mit dem, was beide übersteigt. Dem Kosmos? Was wir sind und denken, sehen und tun, stellt Martin in ein größeres Gefüge. Seine holistische, ganzheitliche Perspektive ist nicht angehaftet an Realitäten, sie ist aber auch frei von Vermutungen und verwirft jedes Glaubenssystem. Ihr ist nichts heilig. Sie führt einen Dialog mit der Materie und sieht deren geistige Transformation von einem Moment zum nächsten. Jenseits der Vernunft geht sie weiter, meidet dabei metaphysische und esoterische Ghettos und situiert die Wahrnehmung des Unverständlichen und Unermesslichen im Gewöhnlichen.
Je reifer dieses Werk wird, um so offener und freier wird es. Von Anfang an scheint die Vergänglichkeit des Augenblicks, das Momentane der Existenz auf der Schwelle zum Tod sein Ausgangspunkt zu sein – während seine Pointe darin besteht, diese Flüchtigkeit zu bejahen statt zu bejammern. Es hält an nichts fest. Nicht an Genres, nicht an Stilen und auch nicht an der Physis und ihrem Sinn. Gerade durch die Bilder der letzten Jahre, die unsere Ausstellung zusammenbringt, geht eine große Gelassenheit. “Hat man erst einmal festgestellt, dass es keinen Weg gibt, etwas richtig zu machen, kann man auch nichts falsch machen,” so Chris Martin im Gespräch mit Elodie Evers. Die Konsequenz ist eine undogmatische Malerei, die sich öffnet statt schließt, die nicht urteilt sondern im Fluss bleibt und getragen wird von Akzeptanz. Wer eine solche Wahrnehmung in der Kunst wie auch im Leben schätzt, dem sei Chris Martins Werk empfohlen.
Text: Alexander Koch / Fotos: Alexander Koch
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