Bells to cannons! Hiwa K reverses the known mechanism: Cannons to Bells! But his project The Bell is also a narrative about the violent transformations of the Middle East in the recent past.
Glocken zu Kanonen! Hiwa K kehrt die bekannte Mechanik um: Kanonen zu Glocken! Aber sein The Bell Projekt ist auch eine Erzählung über die gewaltsamen Transformationen des Nahen Ostens in der jüngeren Vergangenheit.
Often, in times of war, whatever metal could be found was melted down to be cast into implements of war. Also bells, whose high-quality bronze gave some artillery its tools for the attack. Hiwa K observed a reverse melting process and then took it to a symbolic extreme himself.
Nazhad, a Kurdish entrepreneur from a settlement south of Sulaimany in Kurdish Iraq - his story captured on film by Hiwa K - turned his passion for melting metal into a profession and a business. He specializes in recycling the battlefield waste left behind by the Iraq-Iran War (1980 to 1988) and the two Gulf Wars (1991 and 2003). Nazhad buys and collects old mines, bombs, bullets, parts of military planes and tanks, and other remnants of military operations and liquifies them, casting them into ingots, which he trades, or into other useful forms.
In the film, Nazhad takes us through the environment of his life and work. Along the way, he unfolds his practical expertise - a body of knowledge that has grown over the years - about the metals themselves, but also about the origins and cycle of the original weapons from which they are extracted, to a large part from the United States, Germany, Italy, China, Japan and Russia.
Elsewhere, the camera follows several men casting a large bell in Italy from material sourced from Nazhad's operation, following centuries of tradition in a mold made of sand, where the metal cools and then the finished 700-kilogram artifact is excavated. Motifs that decorate the outside of the bell also emerge from the sand in the process. As in archaeological excavations, historical ornaments and figure reliefs are uncovered that date back to the Mesopotamian era. These are motifs from objects dating back to the 3rd millennium BC that were destroyed by the Islamic State during the work on The Bell project. Hiwa K applied those symbols to the bell, in which they return as a memento mori.
And so there it is, the bell, at KOW on the first floor. An archaic sounding body, the war devices that have violently and fatally upheaved the Middle East in the interest of various nations, systems and regimes, and transforms them into a clear, old familiar vibrating sound that creates shiver.
text: Alexander Koch
Oft wurde in Kriegszeiten eingeschmolzen, was immer sich an Metall finden ließ, um Kriegsgerät daraus zu gießen. Gerne auch Glocken, deren hochwertige Bronze mancher Artillerie ihr Handwerkszeug für den Angriff gab. Hiwa K hat einen umgekehrten Schmelzvorgang beobachtet und dann selbst auf die symbolische Spitze getrieben.
Der kurdische Unternehmer Nazhad – seine Geschichte hat Hiwa K filmisch eingefangen – stammt aus einer Siedlung südlich von Sulaimany im kurdischen Irak und machte seine Leidenschaft für das Schmelzen von Metall zur Profession und zum Geschäft. Er spezialisierte sich darauf, den Abfall der Schlachtfelder zu recyceln, den der Irak-Iran-Krieg (1980 bis 1988) und die beiden Golfkriege (1991 und 2003) hinterlassen hatten. Nazhad kauft und sammelt alte Minen, Bomben, Geschosse, Teile von Militärflugzeugen und Panzern sowie andere Überbleibsel von Militäroperationen und verflüssigt sie, gießt sie zu Barren, die er handelt, oder in andere nützliche Formen.
Im Film führt uns Nazhad durch seine Arbeits- und Lebenswelt. Dabei entfaltet er seine praktischen Kenntnisse – ein über Jahre gewachsener Wissensschatz – über die Metalle selbst, aber auch über die Herkunft und den Kreislauf der ursprünglichen Waffen, aus denen sie gewonnen werden, und die weitgehend aus den Vereinigten Staaten, Deutschland, Italien, China, Japan und Russland stammen.
An anderer Stelle folgt die Kamera mehreren Männern, die in Italien aus dem Material, das aus Nazhads Schmelzbetrieb stammt, eine große Glocke gießen, nach Jahrhunderte alter Tradition in einer Gussform aus Sand, in der das Metall erkaltet und dann das fertige 700 Kilogramm schwere Artefakt ausgegraben wird. Aus dem Sand tauchen dabei auch Motive auf, die die Außenseite der Glocke zieren. Wie bei archäologischen Grabungen werden historische Ornamente und Figurenreliefs freigelegt, die aus der mesopotamischen Epoche stammen. Es handelt sich um Motive von Objekten aus dem 3. Jahrtausend v.Chr., die während der Arbeit an The Bell Projekt durch den Islamischen Staat zerstört wurden und die Hiwa K auf die Glocke applizierte, mit der sie als Memento Mori wiederkehren.
Und so steht sie nun da, die Glocke, bei KOW im Erdgeschoss. Ein archaischer Klangkörper, der die Kriegsgeräte, die im Interesse verschiedenster Nationen, Systeme und Regime den Nahen Osten gewaltsam und tödlich umgewälzt haben, und verwandelt sie in einen klaren, altbekannt vibrierenden Klang, der erschauern macht.
text: Alexander Koch
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