text: Alexander Koch
photos: Ladislav Zajac
Latest News
Istvan Kantor
Opening › Jul 15, 6:00 PM
Jul 15 – Aug 20, 2022
At the invitation of Chto Delat, another exhibition on the first floor shows about 250 drawings by the Hungarian-Canadian artist Istvan Kantor. Born in Budapest in 1949, Kantor experienced the popular uprising in the country in 1956: "I woke up to the noise of rumbling tanks when I was 7 and the Russians invaded Hungary. I took part in the defense of our building in Budapest with a toygun my granpa made me from firewood. It didn't work and my revolution was crushed. My toygun was ritualistically destroyed by the residents of our building in the air raid shelter where we spent nights and days."
Auf Einladung von Chto Delat zeigt eine weitere Ausstellung im Erdgeschoss rund 250 Zeichnungen des ungarisch-kanadischen Künstlers Istvan Kantor. 1949 in Budapest geboren, erlebte Kantor 1956 den Volksaufstand im Land: “Ich wachte von dem Geräusch rumpelnder Panzer auf als ich 7 Jahre alt war und die Russen in Ungarn einmarschierten. Ich beteiligte mich an der Verteidigung unseres Hauses in Budapest mit einer Spielzeugpistole, die mein Opa aus Brennholz gebastelt hatte. Sie funktionierte nicht und meine Revolution wurde niedergeschlagen. Dann wurde meine Pistole von den Bewohnern unseres Hauses im Luftschutzkeller, in dem wir Tage und Nächte verbrachten, rituell zerstört.“
In the drawings Kantor has been making and posting on social media since early March 2022, and which KOW is now showing, he references these experiences. Kantor learned to draw in the air-raid shelter - now he takes current images from the war in Ukraine, especially those of refugees, and draws them in the style of his youth, with charcoal on paper. They are terrible images. The suffering of war experiences a stillness and depth of feeling in the sheets that the television and Internet images that flash past us every day can hardly produce.
Kantor writes: Latest News" series is a specific chronicle of humanity's Total Disaster that is illustrated here by childish drawings depicting destruction and suffering in Ukraine. All I have seen throughout my life since childhood to today was nothing but constant series of murderous wars arranged by the political dictatorships from the East to the West and all the rest."
Istvan Kantor, who also performs as a singer of industrial and electropop, has provoked institutional and state orders since 1979 with performances in which he spilled his blood and appeared as an uncompromising activist. His current drawings, however, speak a different language. Like Chto Delat, Kantor currently seems only able to note how far the catastrophe has gone, and he turns in rather quiet, very touching tones to the suffering that is omnipresent, reminding us that at some point we had hopes that no longer exist. And perhaps that's all that can be said for the moment.
In den Zeichnungen, die Kantor seit Anfang März 2022 anfertigt und auf sozialen Medien postet, und die KOW nun zeigt, bezieht er sich auf diese Erfahrungen. Im Luftschutzbunker lernte Kantor zeichnen – jetzt greift er aktuelle Bilder aus dem Krieg in der Ukraine auf, vor allem die Bilder Flüchtender, und zeichnet sie im Stil seiner Jugend mit Kohle auf Papier. Es sind furchtbare Bilder. Das Leiden des Krieges erfährt in den Blättern einen Stillstand und eine Tiefe der Empfindung, den die Fernseh- und Internetbilder kaum erzeugen können, die täglich an uns vorbeihuschen.
Kantor schreibt: Die Serie Latest News ist eine spezifische Chronik der totalen Katastrophe der Menschheit, die hier durch kindliche Zeichnungen illustriert wird, die Zerstörung und Leid in der Ukraine zeigen. Alles, was ich in meinem Leben seit meiner Kindheit bis heute gesehen habe, war nichts anderes als eine ständige Serie von mörderischen Kriegen, die von den politischen Diktaturen vom Osten bis zum Westen und dem ganzen Rest arrangiert wurden.“
Istvan Kantor, der auch als Sänger von Industrial und Elektropop auftritt, provozierte seit 1979 institutionelle und staatliche Ordnungen mit Performances, bei denen er sein Blut verspritzte und als kompromissloser Aktivist in Erscheinung trat. Seine aktuellen Zeichnungen indes sprechen eine andere Sprache. Wie Chto Delat scheint auch Kantor aktuell nur noch feststellen zu können, wie weit die Katastrophe bereits gediehen ist, und er wendet sich in eher leisen, sehr berührenden Tönen dem Leiden zu, das omnipräsent ist, und erinnert, dass man irgendwann Hoffnungen hatte, die es heute nicht mehr gibt. Und mehr ist im Moment vielleicht nicht zu sagen.
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